Marktkommentar

Die Globalisierung ist das Ergebnis der Öffnung vieler Länder für freien Handel und
damit der Nutzung von Kostenvorteilen, was insbesondere von den Ländern der
westlichen Welt zur Steigerung ihres Wirtschaftswachstums bei gleichzeitig niedriger
Inflation genutzt wurde.

Nach dem Machtwechsel in den USA erleben wir die ersten Schritte in Richtung
Nationalisierung der US-Wirtschaft. Damit wird Realität, was sich seit dem Wahlkampf in
den USA bereits abzeichnete: Fehlentwicklungen der Globalisierung werden
rückabgewickelt. Neben dieser offiziellen Lesart werden jedoch auch viele
Errungenschaften der Globalisierung in Frage gestellt.

Ein vergleichbares wirtschaftspolitisches Experiment unternahm Großbritannien mit dem
Austritt aus der EU (2016/18). Günstige Schätzungen des Centre for Economic Policy
Research gehen von einem Wachstumsverlust für die britische Wirtschaft in Höhe von 2-
3% aus. Dabei sind aber die wesentlichen Schäden nicht durch Zölle, sondern durch
sogenannte Außertarifäre Handelshemmnisse (veränderte Regelwerke) entstanden.
Es ist davon auszugehen, dass die betroffenen Staaten auch aktuell alternative
Reaktionen entwickeln, wie sie z.B. China mit Ausfuhrrestriktionen für seltene Rohstoffe
schon angekündigt hat.

Die Kapitalmärkte reagieren darauf mit erheblicher Unsicherheit und der Suche nach
sicheren Häfen für Investitionen. Das dürfte uns noch über viele Monate begleiten, da die
Suche nach einem neuen Gleichgewicht bei ständiger Veränderung der
Rahmenbedingungen schwierig ist.

Sehr positive Entwicklungen zeigen sich im Bereich disruptiver Technologien, in dem
neue Marktteilnehmer ihre Produkte in den Wettbewerb stellen und damit weitere
Produktivitätsfortschritte und günstige Preise ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass
wir hier erst am Anfang der Möglichkeiten stehen und sehr breite Teile der globalen
Wirtschaft massive Produktivitätsfortschritte realisieren werden. Die sehr gute
Gewinnsituation der Unternehmen wird die erforderlichen Investitionen ermöglichen und
die Kurse an den Kapitalmärkten unterstützen.

Auf der Zinsseite ist Euphorie jedoch nicht angesagt, da sich die Teuerung in vielen
Regionen und Sektoren deutlich zäher zeigt, als über die letzten Quartale angenommen
und auch die Vorzeichen bei begonnenen Handelskonflikten nicht günstig sind. Für den
US-Dollar-Raum werden nur noch marginale Zinssenkungen prognostiziert.